221.1 Bienwald | Landschaftsräume in RLP

22/23 Großlandschaft Nördliches Oberrheintiefland

221.1 Bienwald

Bruchlandschaft

220.21 221.101

Feuchter Stieleichenwald
(B. Ullrich)

Der Bienwald präsentiert sich als keilförmiger Schwemmfächer der Lauter und ihrer Nebenbäche, ähnlich einem Delta. Das Niveau senkt sich von 147 m ü.NN bei Schweighofen auf etwa 106 bis 115 m ü.NN am Hochgestade der Rheinniederung ab. Gegenüber den angrenzenden Riedelflächen ist der Schwemmfächer im Mittel 20 m tiefer gelegen.

Der Nordrand des Bienwaldes wird von einer Bruchzone mit Moor- und Torfvorkommen am Bruchbach, nördöstlich anschließend von den Niederungen des Otterbachs und Dierbachs begleitet. Am Südrand fließt die Lauter als Hauptgewässer des Bienwaldes und zugleich Grenzgewässer zum Elsaß. Jenseits der Lauter setzt sich der Bienwald auf französischem Gebiet im Mundatwald und Bruchwald fort. Das Innere des Bienwaldes wird vom Heil- und Liebelbach mit ihren Nebenarmen sowie einem dichten Netz von Gräben entwässert.

Abgesehen von den nacheiszeitlichen Flussablagerungen an den Rändern des Bienwaldes, auf denen sich Auenböden entwickelt haben, ist der Schwemmfächer aus den sogenannten Bienwaldgeröllen (Sande und Geröll) aufgebaut. Randparallel sind Dünen und Flugsanddecken aufgeweht, und zwar im Norden durchgehend, im Süden stellenweise unterbrochen. Eine Besonderheit im Bienwald stellt die Kalkscholle des Büchelbergs dar, die als eigener Landschaftsraum (221.101) beschrieben wird.

Nasswiesen in der Otterbachniederung bei Schaidt
(B. Ullrich)

Der Bienwald ist mit Ausnahme der nördlichen und südlichen Randbereiche sowie des Büchelbergs bewaldet und stellt das größte zusammenhängende Waldgebiet der Rheinebene in Rheinland-Pfalz dar. Im östlichen Bienwald ist der Grundwasserstand bedingt durch stauende Tonschichten hoch. Hier herrschen Laubwälder mit Stieleichen vor, daneben Edellaubhölzer. Hervorzuheben sind die stattlichenEichenbestände mit hohem Anteil an Altholz. Stark staunässebeeinflusste Standorte werden von Bruchwäldern eingenommen. Auf dem höher gelegenen Westteil mit oberflächenfernem Grundwasser sowie auf den Flugsanddecken stocken meist Kiefernbestände.

Im Norden sind dem Bienwald die Wiesen an Bruchbach und Otterbach vorgelagert. Es handelt sich besonders im Westteil um weiträumige Wiesengebiete mit Beteiligung von Feuchtwiesen und Magerwiesen und eingelagerten Waldinseln. Östlich von Kapsweyer ist das Wiesengebiet immer wieder von Ackerflächen durchsetzt, doch auch hier sind größere zusammenhängende Wiesenkomplexe mit feuchten Kernzonen vorhanden. Die Fließgewässer sind in das System von Entwässerungsgräben einbezogen. Erst ab Kandel im bewaldeten Ostteil kann der Otterbach naturnah mäandrieren.

In der Niederung am Südrand des Bienwaldes fließt die Lauter mit zahlreichen Windungen erst durch geschlossenen Wald mit Bruchwäldern, östlich der Bienwaldmühle dann durch ein zunächst schmales, sich dann aber öffnendes Wiesental. Entlang des Waldrandes zwischen Scheibenhard und Berg wird das Wiesental von einem Band mit Feldbau begleitet wird. Eine Besonderheit der Lauterniederung sind kleine Vermoorungen in abgeschnittenen Altschlingen des Bachs.

Die Lauter war als Grenzfluss zu Frankreich in strategische Überlegungen einbezogen worden, was an einer Vielzahl von Wehren und Befestigungspunkten, sogenannten „Redouten“, noch heute erkennbar ist. Bis auf das Dorf Büchelberg und einzelne Höfe und Mühlen blieb der Bienwald selbst unbesiedelt. Er wird jedoch an der Grenzlinie zum Kandeler Lössriegel von einer Kette von Dörfern gesäumt, die sich teilweise auch in den Wiesengürtel ausgedehnt haben. Eine vergleichbare Siedlungskette säumt den Bienwald auch im Süden auf Elsässer Seite und setzt sich über Scheibenhardt und Berg auf deutscher Seite fort.