290.2 St. Goarer Tal | Landschaftsräume in RLP

29 Großlandschaft Mittelrheingebiet

290.2 St. Goarer Tal

Tallandschaft - Mittelgebirge

290.1 290.3

Rheintal bei Sankt Goarshausen
(B. Ullrich)

In diesem Abschnitt des Rheintals zwischen Oberwesel und Kestert ist der Stockwerkbau des Mittelrheintals sehr deutlich ausgeprägt. Das Untertal ist ein stark gewundener Canyon mit 130 bis 250 m hohen Talflanken. Darüber befindet sich, durch eine scharfe Kante abgesetzt, das Obertal als eine bis zu 7 km breite Terrasse, die durch die Erosion der Gebirgsbäche in eine Riedelflur aufgelöst ist.

Loreley
(B. Ullrich)

Den Gesteinssockel, der im Untertal an den Steilwänden bloßliegt, bauen Ton- und Bänderschiefer sowie Grauwackensandsteine des Unterdevons auf. Die Terrasse des Obertals ist von Kies und teilweise darüber lagernden Lössdecken mit fruchtbaren Böden bedeckt. Dieser stärker besiedelte und durch Landwirtschaft geprägte Terrassenboden hebt sich gegen den bewaldeten Rheinhunsrück wirkungsvoll ab. Zu den Höhen des Mittelrheintaunus steigen die Hänge dagegen sanft an.

Der Landschaftsraum wird durch den hier bis zu 300 m breiten Rhein geprägt. Dieser weist im St. Goarer Tal zwei kleinere Inseln mit Flussauenwald auf. Der Rhein wird von steilen, teils bizarren felsigen Talhängen mit einem über weite Strecken durchgängigen Band von Trockenwäldern, Gesteinshaldenwäldern und Niederwäldern begleitet. Weithin bekannt ist der vom Rhein umflossene Felshang der Loreley.

Der früher auf steilen, sonnenexponierten Lagen verbreitete Weinbau ist stark zurückgegangen, aber immer noch prägend. Insbesondere sind die Terrassierungen mit Trockenmauern auch in aufgegebenen Weinbergslagen noch erlebbar. Komplexe mit Magerwiesen, Halbtrockenrasen und einzelnen Heidearealen sind ebenfalls Teil des Nutzungsmosaiks der steilen Hänge am Rhein und in den Seitentälern.

Im Obertal sind mit Ausnahme des Bereichs westlich von St. Goar nur die Steilhänge der Kerbtäler bewaldet. In der landwirtschaftlichen Flur überwiegt Ackernutzung mit Schwerpunkt auf den Plateauflächen. Grünland liegt an den Terrassenrändern, in Waldrandbereichen und im Umfeld der Siedlungen vor. Streuobst ist hier verbreitet. Vielfach bereichern auch im Obertal kleinteilige Nutzungsmosaike mit trockenen und felsigen Standorten das Bild.

Im Talgrund prägen die historischen Städte St. Goar, St. Goarshausen und Oberwesel die Kulturlandschaft sehr stark mit. Sie entstanden als alte Zoll- und Fährorte auf den Niederterrassen bzw. Schwemmfächern von Zuflüssen und begleiten den Rhein bandartig. Im Obertal dagegen sind zahlreiche bäuerliche Dörfer, oft in Bachursprungsmulden, entstanden. Eine Vielzahl von Mühlen reiht sich entlang der Seitenbäche des Rheins. Lokal weisen Stollen auf die frühere Bedeutung des Schieferabbaus unter Tage hin.

Der Burgenreichtum des Mittelrheintals setzt sich auch in diesem Abschnitt auf den Bergspornen entlang des Rheins fort. Besonders zu erwähnen sind die Burgen Rheinfels, Katz und Maus sowie im Obertal Burg Reichenberg. Die Stadt Oberwesel zeichnet sich durch eine weitgehend erhaltene historische Stadtbefestigung aus.